Die evangelische Gemeindekirche St. Johannis

Schon in vorchristlicher Zeit, also vor dem Jahre 800, war der Salzgau besie-delt. Die Opferstätte des Gaues befand sich auf dem hohen Ufer der Innerste in Ringelheim, etwa dort, wo sich heute der Kirchhof befindet. Diese Stelle war zugleich Thingstätte, weshalb sie noch bis Anfang dieses Jahrhunderts als Thieberg bezeichnet wurde.
Nach der Christianisierung durch Karl den Großen Anfang des neunten Jahrhunderts und der Gründung des Bistums Hildesheims wurden in den Hauptorten Gotteshäuser gebaut. Direkt an den Stellen der ehemaligen Malstätten der Heidenzeit.
Wohin die Heiden gegangen waren, dahin pilgerten nun die Christen. Die Kirche wurde dem Vorläufer Christi geweiht, Johannes dem Täufer. 1050 und 1057 wird unter den publicae ecclesiarum parochiae (Archidiakonatskirchen) auch Ringelmo (Ringelheim) genannt. Die gesamte Geschichte dieser Archidiakonatskirche ist damit völlig unabhängig vom Kloster zu sehen.

 

Der ursprüngliche Bau der St. Johannis-Kirche war wahrscheinlich aus Holz aufgeführt. Um 1200 wurde dann der Turm als Wehrturm zum Schutz der Bevölkerung bei Bedrohung durch räuberische Banden erbaut und noch in romanischer Zeit ein Kirchenschiff in Stein angefügt. Als der Raum für die wachsende Gemeinde zu klein wurde, verlängerten die Ringelheimer in gotischer Zeit das Kirchenschiff durch einen Chor nach Osten. Aus dieser Zeit stammt auch der Altartisch, der aus einem riesigen monolithischen Sandsteinblock besteht, in den in der Oberseite eine rechteckige Vertiefung für eine Reliquie eingemeißelt ist.

Aus der Zeit um 1300 stammt auch ein Kruzifix als ältestes Teil der Innenausstattung. Die übrige, plastische Ausstattung, wie Altar, Kanzel und Säulen im Chorbereich stam-men aus der Zeit des Barock. Die Inschrift: Hans Philip, Henricus Rungius Pastor, 1698, Henni Struven, Altaristen, gibt genaue Auskunft über das Entstehungsjahr. Eine starke Ähnlichkeit der Arbeit läßt vermuten, dass es sich um den gleichen Künstler handelt, der ab 1694 auch die Ausstattung der katholischen Klosterkirche geschaffen hat.

 

An der Nordseite ist auch noch ein Epitaph des Gemeindepastors Andreas Kirchhof bemerkenswert. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Eingang von der Südseite nach Westen durch den Turm verlegt. 1819 bekam der Turm eine neue Bekrönung in Form einer achtseitig offenen Laterne. Im Rahmen einer völligen Neugestaltung mauerte man 1868 die kleinen romanischen Fenster zu und brach nach dem Geschmack der Zeit große Rundbogenfenster in die dicken Außenmauern. Die farbigen Fenster dafür spendete der Gutspächter Wilhelm Wrede. Im Lutherjahr 1883 wurde die Flachdecke in den Dachstuhl hineingezogen und der Patron der Kirche Graf Georg v.d.Decken malte die Kirche neu aus. Für die dekorativen Felder zwischen den Dachsparren benutzte er Kaseinfarben, während er für die figürlichen Darstellungen Ölfarben benutzte. Drei weitere Ölgemälde des Grafen v.d.Decken schmücken die Wände.

 

Die Orgel, deren Prospekt ebenfalls aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammt, wurde 1998 völlig erneuert. Die Glocken wurden 1946 von der Firma Weule in Bockenem aus Stahl gegossen, nachdem die 1908 von Radler in Hildesheim gegos-senen Bronze-Glocken im 2. Weltkrieg abtransportiert wurden. Mit dem umgebenden Kirchhof und seinen alten Bäumen bildet die Johannes-Kirche noch heute einen würdigen Mittelpunkt des Ortes Ringelheim. 

 

© Text von Dirk Schaper, Ortsheimatpfleger